Donnerstag, 11. August 2016

01 Panoramen

Gehören Panoramen dazu? Die Photographie war im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts noch keine allgemein benutzte Technik. Die Fähigkeit zum Zeichnen war den Reisenden abhanden gekommen, der Stand der Reisephotographen hatte sich installiert. Diese waren es, die mit den damaligen Apparaten – bis zu 50 kg wog eine Ausrüstung – all diejenigen Gegenstände aufnahmen, die sich die Fremden, welche Gründe es auch sein mochten, so intensiv betrachteten. Diese Bilder nun boten sie den Reisenden an, die die Aufnahmen sammelten und zu Hause häufig zu Alben binden ließen. Gleichsam ein Ab­fallprodukt dieser Aufnahmen wurden dann die Postkar­ten, wobei nun die Schwierigkeit auftrat, dass die Dichte der Daten drucktechnisch noch nicht preiswert zu bewäl­tigen war.

Bei den Reisenden Zuhause gab es in deren Metropolen Panoramen, riesige runde Gebäude, in denen Landschaf­ten oder Geschichtsereignisse raumfüllend wiedergege­ben wurden, ergriffen wurden sie betrachtet. Die gleiche Lust, gleichsam in ein Geschehen eintauchen zu können oder es zu vermeinen, war es, die die Reisephotographen mit ihren Panoramen befriedigen wollten. Aber auch hierbei gab es eine objektive Schwierigkeit: Um die dreidimensionale Welt einzufangen, muss ihr abbildendes Licht durch eine Linse, genannt Objek­tiv, hindurch, um dann auf einem planen, also zweidimensionalen Medium zu landen. Das geht nur unter Einhaltung bestehender Gesetze, hier diejenigen der Optik. Nun haben Naturgesetze gegenüber den menschlichen zwei brutale Nachteile, sie lassen sich zum einen nicht umgehen, zum anderen sanktionieren sie jeglichen Verstoß. Um die objektiv bedingten Abbil­dungsfehler auszugleichen, konnte nur jeweils die inneren 9/25 eines Bildes verwendet werden. Also konnten die Reisephotographen um 1880 nur mit erheblichem Auf­wand Rundumsichten herstellen, deren Einzelbilder anei­nander passten. Diese Panoramen sind teilweise berühmt, so das von Sebah & Joailier von Konstantinopel, das von de Granges von Athen, auch fertigte Felix Bonfils eines von Beyrouth an. Die Einzelbilder und die aus ihnen zu­sammengesetzten Panoramen wurden neben den anderen Reisebildern verkauft. Für diesen Blog hat der Verfasser die entsprechend bezeichneten Einzelbilder von Sebah & Joaillier von Smyrna zusammengefügt.

Zugleich aber benutzten Editeure von Postkarten die Aufnahmen der Reisephotographen, die sich selbst zuvor schon gegenseitig an den Errungenschaften ihrer Kolle­gen bereichert hatten. Das Urheberrecht war erst im Ent­stehen. Die Reisenden konnten somit nicht nur wie bisher einzelne Bilder erwerben, sondern mit den  Postkarten ermöglichten sie den Empfängern, dass diese sich nun ein Bild von ihrer Reise machen konnten. Die volle Pracht, das Auseinanderklappen eines Panoramas, entfaltete sich erst nach der Rückkehr von der „Grande Tour“. So sind denn die Panoramen nicht nur in der Herstellung, sondern auch im Gebrauch enge Verwandte der Postkarten. Das ist das Permit für ihre Aufnahme in diese Sammlung.

Wegen der Googlebeschränkung der Panoramen auf 1600 Pixel sind bei einigen die Teilbilder nochmals wiedergegeben. Der Betrachter kann dann selbst seine All- und Umsicht kreieren.























































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