Gehören Panoramen dazu? Die Photographie war im letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts noch keine allgemein benutzte Technik. Die
Fähigkeit zum Zeichnen war den Reisenden abhanden gekommen, der Stand der
Reisephotographen hatte sich installiert. Diese waren es, die mit den damaligen
Apparaten – bis zu 50 kg wog eine Ausrüstung – all diejenigen Gegenstände
aufnahmen, die sich die Fremden, welche Gründe es auch sein mochten, so
intensiv betrachteten. Diese Bilder nun boten sie den Reisenden an, die die
Aufnahmen sammelten und zu Hause häufig zu Alben binden ließen. Gleichsam ein
Abfallprodukt dieser Aufnahmen wurden dann die Postkarten, wobei nun die
Schwierigkeit auftrat, dass die Dichte der Daten drucktechnisch noch nicht
preiswert zu bewältigen war.
Bei den Reisenden Zuhause gab es in deren Metropolen
Panoramen, riesige runde Gebäude, in denen Landschaften oder
Geschichtsereignisse raumfüllend wiedergegeben wurden, ergriffen wurden sie
betrachtet. Die gleiche Lust, gleichsam in ein Geschehen eintauchen zu können
oder es zu vermeinen, war es, die die Reisephotographen mit ihren Panoramen
befriedigen wollten. Aber auch hierbei gab es eine objektive Schwierigkeit: Um
die dreidimensionale Welt einzufangen, muss ihr abbildendes Licht durch eine
Linse, genannt Objektiv, hindurch, um dann auf einem planen, also
zweidimensionalen Medium zu landen. Das geht nur unter Einhaltung bestehender
Gesetze, hier diejenigen der Optik. Nun haben Naturgesetze gegenüber den
menschlichen zwei brutale Nachteile, sie lassen sich zum einen nicht umgehen,
zum anderen sanktionieren sie jeglichen Verstoß. Um die objektiv bedingten
Abbildungsfehler auszugleichen, konnte nur jeweils die inneren 9/25 eines
Bildes verwendet werden. Also konnten die Reisephotographen um 1880 nur mit erheblichem
Aufwand Rundumsichten herstellen, deren Einzelbilder aneinander passten.
Diese Panoramen sind teilweise berühmt, so das von Sebah & Joailier von
Konstantinopel, das von de Granges von Athen, auch fertigte Felix Bonfils eines
von Beyrouth an. Die Einzelbilder und die aus ihnen zusammengesetzten
Panoramen wurden neben den anderen Reisebildern verkauft. Für diesen Blog hat
der Verfasser die entsprechend bezeichneten Einzelbilder von Sebah &
Joaillier von Smyrna zusammengefügt.
Zugleich aber benutzten Editeure von Postkarten die Aufnahmen
der Reisephotographen, die sich selbst zuvor schon gegenseitig an den
Errungenschaften ihrer Kollegen bereichert hatten. Das Urheberrecht war erst
im Entstehen. Die Reisenden konnten somit nicht nur wie bisher einzelne Bilder
erwerben, sondern mit den Postkarten
ermöglichten sie den Empfängern, dass diese sich nun ein Bild von ihrer Reise
machen konnten. Die volle Pracht, das Auseinanderklappen eines Panoramas,
entfaltete sich erst nach der Rückkehr von der „Grande Tour“. So sind denn die
Panoramen nicht nur in der Herstellung, sondern auch im Gebrauch enge Verwandte
der Postkarten. Das ist das Permit für ihre Aufnahme in diese Sammlung.
Wegen der Googlebeschränkung der Panoramen auf 1600 Pixel
sind bei einigen die Teilbilder nochmals wiedergegeben. Der Betrachter kann
dann selbst seine All- und Umsicht kreieren.
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